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Dienstag, 14. August 2007

Kapitel VII, zweiter Teil
Von dimitrikalaschnikov, 08:43

Kai wurde am nächsten Tag, am Dienstag, den 3. Juni, beerdigt. Die Messe war für 11 Uhr angesetzt, mit anschließendem „zweiten Frühstück“ in einem nahegelegenen Gasthaus. Das hieß, dass ich direkt am zweiten Tag des neuen Halbjahres fehlen würde. Eine Tatsache, die mir eine schlaflose Nacht bescherte.

Ein einziger Schultag. Was für eine banale Sorge! Aber damals hatte sie für mich erste Priorität. Ich glaube, das war meine Art, mich von meinen wirklichen Sorgen abzulenken.

Ich hatte Angst vor dem Moment, in dem ich Kais Eltern gegenüberstehen und sie weinen sehen musste. Ich wusste nicht, was dann mit mir passieren würde. Ich hatte ihnen den Sohn genommen, in den sie so große Hoffnungen gesetzt hatten.

Eigentlich wollte ich nicht einmal mit zu der Beerdigung gehen, doch als ich Lou sagte, ich würde zu Hause bleiben, sah er mich sehr ernst an. „Das ist das Schlimmste, was du tun kannst!“ sagte er leise.

Und irgendwie war das auch schon genug um mich zu überzeugen. Vielleicht lag es daran, dass ich nur jemanden gebraucht hatte, der mir sagte, was zu tun war. Vielleicht lag es aber auch daran, dass gerade Lou mir das sagte. Ich vertraute ihm. Besonders jetzt, nachdem er in der Nacht da gewesen war. Außerdem besaß er diesen Blick, diesen besonderen Blick, der mir sagte, dass er wusste, was richtig war.

Also ging ich am Dienstagmorgen mit meinen Eltern zum Friedhof. Ob Lou auch da war, weiß ich nicht. Ich vermute es, aber bemerkt habe ich ihn nicht. Ich habe niemanden außer meinen Eltern, denen von Kai und seinen Bruder Olliver wahrgenommen. Und ich habe Lou später auch nie danach gefragt.

Die Messe vor der Bestattung war relativ kurz, aber sie verfehlte ihre Wirkung nicht. Als wir zum Grab gingen, war kaum ein Auge noch trocken. Ich selber weinte nicht.

Ich sah nur die anderen an, diese schattenhaften Gestalten, die für mich keine Gesichter mehr hatten. Keiner von ihnen wusste es. Erschrocken stellte ich fest, dass ich beinahe laut gelacht hätte. Es war zu verrückt. Sie alle wussten es nicht, obwohl sie dachten, sie hätten Kai gekannt. Er war für sie eine vertraute Person.

Aber ich, der ich es wusste, Kais Geheimnis kannte, ich wusste gerade deshalb, dass ich ihn nie gekannt hatte. Der Junge dort im Sarg war für mich fremder als jeder Fremde. Und um fremde Menschen weint man nicht.

Als wir am Grab standen, schauten alle stumm zu Boden. Nur ich nicht. Ich sah dem Pfarrer direkt ins Gesicht. Verwirrt blinzelte er mich einen Moment lang an. Dann sagte er langsam: „Mein Leben war glücklich. Denn ich war nicht allein. Ich hatte eine Mutter, einen Vater, einen Freund.“ Er stockte und musterte mich noch einmal irritiert.

Es gab immer jemanden, der da war. Jemanden, der mir half, als ich Hilfe brauchte. Der an meinem Bett saß, als ich krank war. Der mich tröstete, als ich traurig war. Der wachte, als ich Angst hatte, einzuschlafen. Der mich in den Arm nahm, als ich mich alleine fühlte. Der mich liebte. Und der weinte, als ich starb.“

Ich verstand nicht, wie man so reden konnte. Es ekelte mich an und mir wurde schlecht. Wenn das alles wahr gewesen wäre, wenn der Junge, dieser tote Junge da, so empfunden hätte, dann wäre es nie so weit gekommen. Dann würde keiner von uns jetzt hier sein.

Warum sagte denn hier niemand die Wahrheit? Warum sprach niemand laut aus, wie es wirklich war? Dass Kai uns alle verraten hatte. Und dass wir ihn wohl auch alle verraten hatten. So oft. Die Stille lähmte mich und ich hatte Angst, über diesen ganzen Irrsinn tatsächlich in lautes Gelächter auszubrechen.

Irgendwann merkte ich, dass Olliver mich die ganze Zeit hindurch anstarrte. Dass er, wenn wir uns ab und zu einmal zufällig trafen, an mir hing wie eine menschliche Klette, war ich schon gewohnt. Ich hatte es akzeptiert, seit ich das erste Mal bei Kai zu Hause gewesen war. So war Olli nun einmal. Und auch jetzt wollte ich sein Verhalten einfach als die Spinnerei eines geistig Zurückgebliebenen abtun.

Doch dieses Mal schien noch etwas anderes dahinter zu stecken. Olli saß in seinem Rollstuhl, hatte die Arme merkwürdig von sich gestreckt und gaffte mich mit offenem Mund an. Dann griff er plötzlich nach meiner Hand, umklammerte sie und hielt mich mit eisernem Griff fest.

Was mit Kai passiert?“ lallte er. Ich starrte nur zurück. Ein unheimlicher Gedanke kam mir. Was, wenn...

Was mit Kai passiert?“ brüllte er aufgebracht und zerrte an meinem Arm. Ich versuchte mich loszumachen, aber es ging nicht. Ich sah ihm ins Gesicht und war mir plötzlich sicher, dass ich mit meiner Vermutung Recht gehabt hatte. Olli wusste es. Er wusste alles.

Die anderen sahen zu uns hinüber, aufgestört in ihrer Andacht durch den wütenden Schrei eines 25jährigen Kleinkindes. Eines Kleinkindes, das der behinderte Bruder des Jungen war, den sie hier zu Grabe trugen, und das trotz seiner Schwäche mehr gesehen, gehört und verstanden hatte, als sie alle zusammen. Als ich.

Kais Vater beugte sich zu seinem Sohn und versuchte ihn zu beruhigen. Aber Olli hatte schon verstanden. Er wusste, dass auch ich in das Geheimnis seines Bruders eingeweiht war und hatte sich dadurch die Bestätigung für seine eigenen verworrenen Vorstellungen geholt. Kai war etwas besonderes gewesen, genau wie er. Er ließ mich los und weinte nur noch leise in sich hinein.

Es tut mir Leid, Dimitri,“ flüsterte Kais Mutter. Ich drückte ihr die Hand. Sie zog mich neben sich, und während der Pfarrer noch ein paar tröstende Worte sagte, wurde Kais Sarg langsam in die Grube gesenkt. Endlich.

Kais Mutter warf weinend eine Rose hinein, sein Vater drückte mir eine Zweite in die Hand. Aber ich rührte mich nicht. Die Blume fiel zu Boden.

Ich starrte auf den Sarg, ohne dass ich sagen könnte, ob ich ihn überhaupt sah. Ich nahm nichts um mich herum wirklich wahr. Und auch, als alle anderen schon längst gegangen waren, stand ich noch immer da und sah unbeteiligt dabei zu, wie die Totengräber ihre Arbeit verrichteten.

Schließlich legte mein Vater mir seinen Arm um die Schulter und zog mich fort. Ich warf noch einen letzten Blick zurück und konnte sehen, wie das letzte sichtbare Stück des Sarges verschwand. Und mit ihm verschwanden auch meine Erinnerungen an Kai und unsere Freundschaft in diesem kalten Grab.


Als wir in der Gaststätte ankamen, waren alle anderen schon da. Ich wünschte mir, wir wären nie hierher gekommen. Ich stand in der Tür und war drauf und dran, wieder umzukehren und nach Hause zu gehen.

Ich hörte Kais Mutter weinen. „Warum? Warum nur?“ Sie kam auf mich zu. Ich hatte das Gefühl, ihr etwas sagen oder sie trösten zu müssen.

Ich –“ „Mitja, was ist denn nur passiert?“ Ich sah in ihr verzweifeltes Gesicht, sah ihre Tränen und ihren Schmerz, und war kurz davor, ihr alles zu sagen, ihr die Antworten zu geben, die sie wollte.

Doch dann flüsterte sie leise: „Ich wusste, dass er in letzter Zeit oft traurig war. Mein Baby, mein kleiner Junge. Aber er hätte doch nur endlich ein nettes Mädchen finden müssen, nicht wahr? Dann wäre alles wieder gut gewesen.“

Sie sah zu Olliver hinüber, der in seinem Rollstuhl saß und zufrieden schmatzend ein Stück Kuchen aß. „Er war doch ein ganz normaler Junge,“ sagte sie noch.

Da wusste ich, dass die Wahrheit ihr nicht helfen würde. Sie würde sie nur noch mehr schmerzen, weil sie ihr zeigen würde, dass sie schon seit vielen Jahren nur noch einen Sohn gehabt hatte. Und wieder wusste ich, dass ich niemals etwas würde sagen können.

Sie haben Recht. Es tut mir Leid.“ Ich drückte ihr noch einmal die Hand, drehte mich herum und ging mit gesenktem Blick hinaus. Die Tür schlug hinter mir zu und die warmen Strahlen der Sonne empfingen mich im Freien.

Still stand ich da und ließ sie meine Tränen trocknen. Mein Herz schrie Gott an und versuchte vergeblich zu verstehen, wie er so ungerecht sein konnte. Doch Gott antwortete nicht.


Es war vorbei. Das Kapitel ‚Kai’ war in dem Buch, das sich mein Leben nannte, abgeschlossen. Lou sprach mich zwar später noch ein paar Mal auf ihn an, doch ich reagierte nie darauf. Und schließlich ließ er mir dann irgendwann meinen Willen.

Ich konnte auf seine Gesprächsversuche einfach nicht eingehen. Ich konnte ihm nicht antworten. Denn ich kannte keinen Kai mehr. Niemanden, der mein Freund, mein Blutsbruder gewesen war. Mit dem ich alles geteilt hatte. Er hatte nichts mit mir geteilt.

Was sollte ich denn noch sagen? Es gab keinen Schatten mehr an meiner Seite, keinen ständigen Begleiter. Keinen Kai. Er hatte mich sitzen lassen. Warum also darüber nachdenken, wo es mir doch so weh tat? Es war vorbei.

Pünktlich mit dem neuen Halbjahr begann für mich ein neues Leben.


In den nächsten Wochen verbrachte ich noch mehr Zeit mit Lou. Jede freie Minute war ich mit ihm zusammen. Wir stellten fest, dass er Tennis spielte, genau wie ich. Also meldeten wir uns im örtlichen Club an und begannen, regelmäßig zu trainieren.

So was hatte ich schon lange nicht mehr getan. Meine Eltern wunderten sich über die plötzlichen Veränderungen in meinem Verhalten. Sie wussten zwar, oder ahnten es zumindest, dass Kai und sein Tod dahinter steckten, doch sie verstanden die Zusammenhänge nicht. Sie wunderten sich, wie diese Veränderungen mir helfen konnten. Aber sie ließen mich in der Hoffnung darauf, dass sie es taten, ohne Widerspruch meinen neuen Weg gehen. Und da war noch so vieles mehr, das neu war.

Nie hatte ich mich zum Beispiel so sehr auf eine bestimmte Person fixiert wie jetzt auf Lou. Ich war kaum noch zu Hause, und wenn, dann war er meistens bei mir. Aber seltsamer Weise wurde es uns nie langweilig.

Mir selbst fiel unser ständiges Zusammensein am Anfang nicht einmal auf. Es kam mir selbstverständlich vor. Solange ich mit Lou zusammen war, musste ich nicht so sehr an Kai denken. Außerdem verschonte er mich mit diesen widerlichen, mitleidigen Blicken, die alle anderen mir immer hinterher schickten.

Also war es doch klar, dass ich Lou am liebsten immer um mich herum hatte. Denn wenn wir nicht zusammen waren, wenn ich alleine war, fühlte ich mich einsam und verlassen. Ich musste stundenlang über alles nachdenken und bekam richtige Angstausbrüche, wenn ich nur an die Zukunft dachte und daran, was noch alles passieren konnte.

Es war ein merkwürdiges Gefühl, das mich immer erfasste. Ich konnte es damals, und kann es auch heute noch immer nicht richtig erklären.

Es war jeden Morgen das gleiche. Mein Wecker klingelte, und sobald ich wach war, bekam ich Panik. Ich wusste, wenn ich mich jetzt erhob, jetzt diese warme Höhle verließ, nur um nach draußen, in die kalte, feindliche Welt zu gehen, würde es mich wieder zu fassen kriegen. Es würde mich irgendwann irgendwo überraschen, gerade dann, wenn ich am wenigsten damit rechnete, würde mich hinterrücks überfallen, grausam mit seinen kalten Händen packen und tief, immer tiefer in mein Herz eindringen.

Ich wusste es und ich fürchtete mich davor. Jeden Morgen von neuem. Vor dem Moment, in dem es mir schier den Boden unter den Füßen wegziehen würde, es mich ohne erkennbaren Grund in seinen Würgegriff nehmen und meine Kehle mit seinen dürren Klauen fester und immer fester zudrücken würde. Und dennoch erhob ich mich jeden Morgen und tat, was ich nun einmal tun musste. Ich stellte mich dem täglichen und doch stets neuen und unbekannten Kampf gegen eine Gefahr, die ich nicht verstehen konnte.

Aber bald wusste ich, dass ich, war ich allein, angreifbarer als in Gesellschaft war. Ich konnte mich nicht ablenken und hatte nichts und niemanden, auf den ich meine Aufmerksamkeit richten konnte.

Dieser Schutz half zwar auch nicht immer, aber manchmal. Und dafür brauchte ich Lou. Als Stütze, als Hilfe, als ‚Notanker’. Auch wenn ich es nicht von Anfang an wusste.

Irgendwann fragte Dad mich einmal beim Abendessen, nachdem ich mal wieder den ganzen Tag bei Lou gewesen war: „Sag mal, Mitja, was macht ihr zwei eigentlich den ganzen Tag?“ „Ich weiß nicht. Nichts, wieso?“ Ich wusste es wirklich nicht. „Na, wird euch das denn nicht irgendwann einmal langweilig? Geht ihr euch nicht irgendwann auf den Geist? Wenn ihr euch jeden Tag seht?“

Dad! Nicht schon wieder!“ Er hob abwehrend die Hände. „Ist ja schon gut, ist ja schon gut! Ich bin ja gar nicht dagegen! Nein, wirklich! Es ist völlig in Ordnung! Und es ist wunderbar, dass ihr euch so gut versteht und so oft trefft! Es interessiert mich nur einfach, weil ich es erstaunlich finde, dass ihr euch nicht langsam furchtbar auf die Nerven geht!“

Überrascht stellte ich fest, dass er Recht hatte. Mit Leon oder Max konnte ich nie so lange zusammen sein, ohne dass sie mich gleich unheimlich nervten. Aber das war mir noch nie wirklich aufgefallen. Und ich wusste keine Erklärung, wieso es bei Lou anders war.

Wir machen nichts besonderes. Manchmal kommen Leon und Max vorbei und wir spielen Skat oder pokern. Manchmal gehen wir auch schwimmen oder Tennis spielen. Oder wir machen eine Radtour an den Fluss. Oder wir sitzen einfach nur da und tun nichts. Nicht einmal reden.“

Ich zuckte mit den Schultern und erwiderte Dads Blick. Er betrachtete mich prüfend. Ich gab mir alle Mühe, ihm Stand zu halten. Ich konnte nicht sehen, was hinter seiner Stirn vor sich ging. „Ach so!“ sagte er dann nur, lächelte leicht und widmete sich wieder seinem Essen.


Das Wochenende verbrachten Lou und ich oft den ganzen Tag draußen. Wir fuhren an den See, außerhalb von Ludwin, und gingen abends irgendwohin um unseren Spaß zu haben.

Keine noch so kleine Party war sicher vor mir. Und Lou zog immer still nickend mit. Obwohl ich mittlerweile der Überzeugung bin, dass es eher ein Kopfschütteln als ein Nicken war. Er war ganz und gar nicht einverstanden mit dem, was ich da tat. Aber er begleitete mich trotzdem. Das war wohl so seine Art‚ mich zu beschützen, vor mir selbst und meinen nächtlichen Ausschweifungen, das Verhalten eines großen Bruders.

Ein großer Bruder. Vielleicht ist es genau das, was er in dieser Zeit für mich war. Mein vernünftiger großer Bruder, der aufpassen musste, dass ich keinen allzu groben Unfug machte und dass mir auch ja nichts passierte. Mein seufzender, kopfschüttelnder Bruder.

Ähnlich unzufrieden waren meine Eltern. Die sahen allem mit äußerst gemischten Gefühlen zu. Es gefiel ihnen ganz und gar nicht, dass ich mich so absonderte und sie mich nun gar so manches Wochenende nur noch morgens für ein paar Minuten sahen. Aber sie ließen es zu, denn es erleichterte sie, dass ich in Lou einen netten neuen Freund gefunden hatte, der mir half, Kai zu vergessen. Und der ein wachsames Auge auf mich zu haben schien, wie meine Mutter bemerkte. Und das reichte ihnen als Grund, mich gewähren zu lassen.


Unsere Unternehmungen fingen schon am ersten Wochenende nach Kais Begräbnis an. Es war ein Freitagmorgen vor der Schule, und meine Mutter fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, am Sonntag auf den Flohmarkt zu gehen.

Du könntest ein paar deiner alten Sachen verkaufen. Dann hättest du wieder etwas mehr Platz in deinem Zimmer.“

Ich denke, eigentlich wollte sie mich nur ablenken. Das war zwar nicht nötig, aber was macht das schon? Es war nett gemeint und konnte schließlich auch Spaß machen.

Ich stimmte zu. Zwar brauchte ich weder den Platz, wie sie gesagt hatte, noch die Ablenkung, aber der Spaßfaktor erschien mir sehr hoch. Allerdings wollte ich es nicht alleine machen, und deshalb fragte ich später in der Schule, wie konnte es anders sein, Lou, ob er nicht mitkommen wollte.

Hast du vielleicht Lust, am Sonntag mit mir auf dem Flohmarkt ein paar alte Sachen zu verkaufen?“ Er sah mich so komisch an, dass ich nicht wusste, ob er es idiotisch oder toll fand.

Deshalb beeilte ich mich zu sagen: „Ich weiß, das ist nicht die normale Art, wie Jugendliche ihre Wochenenden verbringen, und du wirst das wohl erst recht nicht so tun, aber ich dachte, es würde vielleicht mal – Spaß machen?“ Unsicher wartete ich auf eine Antwort und atmete erleichtert auf, als sie „Klar, gerne. Warum nicht?“ hieß.

Wir gingen also am Sonntag auf den Flohmarkt, mit so vielen Sachen bepackt, wie wir nur auftreiben konnten. Wir bauten alles auf und machten es uns dann auf mitgebrachten Klappstühlen bequem. Das Radio lief im Hintergrund, Kunden kamen und gingen, kauften oder betrachteten unsere Sachen nur, und wir unterhielten uns über Gott und die Welt.

Es war ein sehr schöner Tag. In seiner Anormalität so normal. Wenn ich vorher noch Hemmungen im Umgang mit Lou gehabt hatte, was in mancher Hinsicht tatsächlich der Fall gewesen war, so waren sie nach diesem Sonntag verschwunden. Er war plötzlich ‚realer’ geworden und kein Prinz mehr, kein ‚Herrscher’, nur noch Lou, ein Freund aus meiner Klasse. Der Freund.


Seit diesem ersten Wochenende kam ich mit jedem meiner Vorhaben zu Lou, weil ich mir jetzt sicher war, dass er nicht überheblich oder abweisend reagieren würde.

Und tatsächlich hat er niemals einen meiner Pläne abgelehnt, mochten sie auch noch so idiotisch gewesen sein. Er kam immer mit und meldete nur einmal Kritik an, als ich vorschlug, man könnte ja auch mal seinen Vater besuchen.

Ich glaube, das ist keine so gute Idee. Ein anderes Mal vielleicht. In Ordnung?“

Damit war die Sache erledigt, da es mir sowieso nicht sonderlich wichtig war, seinen Vater kennen zu lernen. Was brachte mir das schon? Lou sprach so gut wie nie über ihn, und alles, was ich wusste, war, dass er der Prinz von Ljuba war. Und diese Information reichte mir vorerst völlig.


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